SSD - Solid State Disks - ist die Zeit reif?

© Christoph Wissing –

Seit einiger Zeit schon werden SSD-Festplatten angeboten oder angekündigt, aber erst jetzt schien mir ein Angebot als genügend günstig, leistungsfähig und lieferbar. Die einsam hervorragenden Intel SSDs wurden um 30% im Preis gesenkt, so dass meine Preis-Schmerzschwelle endlich unterschritten wurde. Die Intel X-25-M ist eine der wenigen schnellen UND (relativ) preiswerten SSD-Laufwerke.

Intel X-25M SSD Solid State Disc

Mit einer Kapazität von 80 GB würde Sie für mich auch ausreichen, wie eine Kontrolle der Größe der System- und Programmverzeichnisse ergab. In allen Tests und Benchmarks schneidet sie stets als mehr oder weniger eindeutiger Sieger ab. Kein günstigeres Laufwerk kommt bisher an die Leistung der Intel SSDs heran.

Die Intel X-25-M war flugs für 339 € netto bestellt, und traf wenige Tage später hier ein. Die spartanische Kartonverpackung war schnell entfernt, und das kleine schwarze Geschoss an SATA-Stecker und die interne Stromversorgung angeschlossen.

Vor dem Neustart ging es ins BIOS zum Aktivieren des AHCI-Modus, um das letzte Quäntchen Performance herauszukitzeln. Leichte Panik machte sich breit, als im Dell-BIOS die Platte nicht gelistet wurde. Auch beim Bootprozess wurde die Festplatte nicht gelistet. Ich wollte schon nach dem RMA-Schein suchen, doch das von DVD gebootete Vista-Setup beklagte sich nicht, sondern ließ sich brav auf die SSD installieren. Noch nie lief eine Vista-Installation so rasend ab, in gefühlten 15 Minuten war die Installation vollendet, trotz des Lesens vom DVD-Laufwerk.

Die nachfolgende Installation von diversen Visual-Studio-Versionen und den anderen notwendigen Programmen ging ähnlich pfeilschnell vonstatten. Sogar die zahlreichen Reboots und Windows-Update verloren ihren Schrecken: Anstelle Kaffee holen zu können, ging es Schlag auf Schlag, und noch vor Ende des Tages waren 95% aller Installationen und Einstellungen durchgeführt.

Von den 80 GB waren zwischendurch erschreckende 60 GB als belegt angezeigt, aber Vista beruhigte sich von Alleine und die Gesamtbelegung schrumpfte ohne mein Zutun auf nur noch 33 GB. Es stehen also noch fast 50 GB zur freien Verfügung nachdem alle wichtigen Programme installiert sind. Zwar bekommt man jede Festplatte zugedröhnt, aber alle ISO-DVD-Abbilder, Downloads und Archive sind konsequent auf eine externe USB-Festplatte ausgelagert worden, da sie nur selten benötigt werden. Einige Virtual-PCs mit teils enormen Platzbedarf wanderten auf einen externen Server, wodurch diese nun von jedem Arbeitsplatz aus per Virtual Server zur Verfügung stehen.

Empfehlenswert ist es, die automatische wöchentlich laufende Defragementierung für SSD-Laufwerke abzuschalten. Sie ist für SSD-Laufwerke nicht nur sinnlos ist, sondern nutzt die Flash-Zellen unnötig ab.
Vorgehen: In der Vista-Suchen-Box im Startmenü den Begriff defrag eingeben und den Suchtreffer anklicken. Im daraufhin erscheinenden Dialog den Zeitplan deaktivieren. Windows 7 ist intelligenter, es defragmentiert SSDs erst gar nicht. Windows 7 kennt zudem das TRIM-Kommando, mit dessen Hilfe gelöschte Blöcke der SSD gemeldet werden. Diese kann diese Blöcke im Hintergrund löschen, damit sich die Schreibgeschwindigkeit nicht halbiert.

Folgende Vorteile kann ich seitdem genießen:

Doch es gibt auch Nachteile zu verzeichnen:

Relevant ist für mich als Gegenargument nur der deutlich höhere Preis - durch nachfolgende Zeitersparnis sind die höheren Kosten aber zumindest im professionellen Einsatz bald wieder hereingeholt. Im privaten Bereich könnte man gesparte Lebenszeit gegenüberstellen — auch dort kann der Kaufpreis besser hier angelegt sein als in einem schnelleren Prozessor.

Festplattenkopf

Begrenzender Faktor meiner Arbeit am Rechner war bisher selten die CPU, wie Blicke in den Taskmanager verrieten, sondern das Warten auf Festplatten-IO. Heftige, laute Bewegungen der Festplattenköpfe stützten die Diagnose akustisch. Das Aufrufen einer Anwendung konnte schon mal quälende 20 bis 30 Sekunden benötigen. Nun ist nahezu jede Anwendung in weniger als drei Sekunden geladen und reagibel.

Heute kann ich bedenkenlos Photoshop, Visual Studio, Outlook und den SQL-Manager gleichzeitig und auf einmal starten, und alle zusammen sind in einem Zehntel der Zeit geladen, die vorher für den Start eines der Programme benötigt worden ist.

Fazit

Jeder Poweruser, der mit einer Vielzahl von Programmen hantiert, und für den die Gleichung „Zeit = Geld“ gilt, kann schon heute von einer schnellen SSD-Festplatte profitieren. Jeder Programmstart oder Programmwechsel wird spürbar verkürzt, oft um Faktor 10 oder mehr. Viel wichtiger ist der weggefallene Nervfaktor. Während man früher immer wieder endlose Sekunden warten musste, bis man die gewünschte Aktion ausführen konnte, ist heute flüssiges und damit zufriedeneres Arbeiten möglich.
Sowohl Windows XP als auch Vista fühlen sich auf einer SSD wohl, es sind keine Kniffe oder manuelle Einstellungen notwendig. Auch das Pagefile und die Hibernation-Datei können auf der SSD verbleiben.

Selbst die schnellste SATA-Festplatte, die Velociraptor von Western Digital , ist von der Praxis-Performance her chancenlos gegen die Intel-SSD, und zudem laut, lärmend, und erfordert eine gute Kühlung.

Aber Achtung: Nicht jede SSD ist automatisch so leistungsfähig wie dieses Intel-Modell, wie die aktuell in Mini-Notebooks verbauten SSD-Festplatten zeigen. Diese sind deutlich billiger, aber eben auch spürbar langsamer als aktuelle Festplatten im Praxiseinsatz. Das Lesen von Benchmarks vor dem Kauf ist daher Pflicht.

Bedenkenlos empfehlenswert zur Zeit ist die gesamte Intel-X-Modellserie. Andere Hersteller werden sicher bald nachziehen. Samsung hat schon eine Neuauflage seiner SSD-Serie angekündigt, die die Leistungs-Krone zurückholen soll.

Im Privatbereich spielt der Kostenaspekt eine größere Rolle. Profiteure werden hier zuerst anspruchsvolle mobile User sein, die von der hohen Geschwindigkeit und zusätzlich von der verbesserten Mobilität profitieren können:

Im Laufe der Jahre wurden und werden SSD-Laufwerke immer günstiger, wodurch sich deren Einsatzbereich ständig ausweitet. Sie müssen für eine Dominanz nicht unbedingt den günstigeren Preis je GB als eine Festplatte bieten: Allein durch den absolut gesunkenen Preis wird sich ihre Attraktivität erhöhen, da die Geschwindigkeit bald von keiner Festplatte mehr einholbar sein wird. Für viele Bereiche reichen schon die heute angebotenen 32 bis 160 GB Festspeicher-Platz aus, wie der Mini-Laptop-Boom (von Intel auch Netbook genannt) beweist.

In zwei Jahren heißt die Frage vielleicht: Nehme ich für 49 € lieber die ultraschnelle 200-GB-SSD oder aber die lahme 2-TB-Harddisc? Für viele wird die höhere Geschwindigkeit wichtiger sein. Oder man gönnt sich das Beste aus beiden Welten: Die SSD als Laufwerk für Betriebssystem und Programme, die herkömmliche magnetische Platte für selten genutzte Daten und weniger wichtige Programme.

In spätestens fünf Jahren werden SSD die magnetischen Festplatten zu großen Teilen verdrängt haben. Ich freue mich schon auf SSD-eSATA-Sticks, die fingernagelgroß sind, aber 1 TB Platz bieten und mit 1 GB pro Sekunde Daten übertragen. Ein Komplett-Backup des Inhalts dauert dann aber wieder geschlagene 20 Minuten, und genervt werde ich auf endlich fallende Preise für den gerade lieferbaren Quantenspeicher warten — wenn bis dahin nicht schon das Netz der Speicher ist