iPhone 3G - erste Eindrücke, SIM-Kartenproblem, Outlook-Sync und GPS-Kurztest
Nachdem der erste Rauch verflogen ist, und das neue iPhone 3G den Erwartungen entsprach, habe ich mir am Freitag, den 19.7. im Rahmen einer Vertragsverlängerung ein iPhone bestellt. Es ist direkt am folgenden Montag eingetroffen - entgegen aller Unkenrufe, dass das iPhone 3G erst ab Oktober wieder verfügbar sei.
Dieses Gerücht erscheint mir unseriös, zumal die Produktion mit Sicherheit permanent weiterläuft, und nicht bis Oktober stillsteht. Es wäre höchstens denkbar, das bis dahin weniger Neuware eintrifft, als verkauft werden könnte. Das wäre schlimm für die Aktionäre von Apple - doch andersherum wäre es auch nicht optimal. 100%iges Vorplanen und just-in-time-Produktion sind selbst heute für Massengüter nicht möglich. Es wird also immer einen gewissen Über- oder Unterhang geben.
Schon direkt nach dem Anruf war laut Auskunft der neue Tarif inklusive Datenvolumen aktiv, der mit meinen beiden SIMs (dank MultiSIM) sofort genutzt werden könne. Doch Vorsicht: Der Tarif ist nur anteilig wirksam, wenn man zum 15. startet, hat man also auch nur 50% der Inklusivminuten zur kostenlosen Nutzung. Man kann seit einiger Zeit auch das iPhone mit MultiSIM nutzen, also z.B. die eine SIM-Karte im iPhone, die andere im UMTS-Modem am Notebook nutzen.
Da ich auf eine lange Lieferzeit gefasst war, machte ich mir noch die Mühe, meinen alten Windows-Pocket PC MDA-II für den mobilen Datenabruf einzustellen. Es war nicht gerade einfach, aber auch nicht sonderlich schwer. Bei einigen Optionen war mir nicht klar, was dort einzustellen ist (Header-Komprimierung an oder aus? CHAP3 oder anders?, etc.), aber nach einigen Fehlversuchen klappte es. E-Mails abrufen funktionierte einwandfrei, ebenso das Surfen im Internet. Natürlich nicht mit dem Komfort, den ich vom iPod touch gewohnt bin, aber nutzbar ist es.
Wichtig ist es, den richtigen APN anzugeben, denn sonst kostet die Nutzung extra, trotz Datenflat. Laut Telefonauskunft von T-Mobile sind folgende Zugangsdaten für die Complete-Tarife zu nutzen:
APN | smartsites.t-mobile |
---|---|
Benutzername | t-mobile |
Kennwort | tm |
Keinesfalls also den evtl. gewohnten APN internet.t-d1.de einstellen,
denn damit würden zusätzliche Kosten für den Datentransfer anfallen.
Beim iPhone braucht man dagegen nichts einstellen, es funktioniert einfach, sobald
die SIM-Karte korrekt läuft.
SIM-Karte einsetzen
Mit einer aufgebogenen Büroklammer oder dem beiliegenden „SIM-Werkzeug“
stochert man in das kleine Loch in der Oberseite wenige mm tief hinein.
Dadurch hebt sich der SIM-Auszug um zwei oder drei Millimeter,
der mit den Fingern ganz herausgezogen wird.
In diesen Auszug die SIM-Karte einstecken.
Dank der abgeschrägten Kante der SIM-Karte kann diese nur richtig herum eingesetzt werden.
Hier kann nichts schief gehen, solange keine Gewalt angewendet wird.
Nun den Auszug wieder hineinstecken, er sollte leicht hineinsteckbar sein
und problemlos wieder ganz versenkt werden.
Es gibt hierbei zwar zwei Möglichkeiten, richtig ist aber nur die ohne Gewalt.
Siehe auch:
SIM-Karte vor der Reparatur aus dem iPhone entfernen
Auf youtube finden sich auch Video-Anleitungen für den SIM-Kartenwechsel, allerdings nur für die erste iPhone-Generation.
Aktivierung
Die Aktivierung erfolgte automatisch und problemlos nach Einstecken des USB-Kabels in das iPhone und den Computer, auf dem Apple iTunes in aktuellster Version (7.7) installiert war.
Zumindest konnte ich danach alle Applikationen auf dem iPhone aufrufen, und auch eine erste Synchronisation durchführen. Doch es gab zwei große Probleme:
Ungültige SIM-Karte / SIM gesperrt
Es fand sich kein Netz, statt der Empfangsbalken erschien oben links die Meldung SIM-Karte gesperrt.
Das iPhone wurde im Rahmen einer Vertragsverlängerung gekauft. Die alte SIM-Karte wurde von mir aus dem seligen MDA-II entnommen und sollte für das iPhone recycelt werden. Das iPhone allerdings mag die SIM nicht, oben links steht immer SIM gesperrt, beim Versuch des Telefonierens erscheint die Meldung Gesperrte SIM-Karte. Die Auswahlbox bietet „OK“ und „Entsperren“ an, ein beherzter Klick auf Entsperren führt zum Tastenfeld für die PIN-Eingabe. Nach Eingabe des richtigen Codes erscheint aber immer wieder nur SIM-Fehler, und das iPhone findet keinen Kontakt zur Mobilfunkwelt. Ab und an erscheint oben links auch Ungültige SIM-Karte anstatt SIM gesperrt.
Alle Fehlermeldungen sind so natürlich irreführend, denn testweise zurücktransferiert in den MDA-II funktionierte die SIM problemlos.
Abhilfe brachte erst der Wechsel zur zweiten meiner MultiSIM-Karten: Diese war neueren Datums. Alte SIM-Karten können in neueren Telefonen unbrauchbar sein, da sich mittlerweile die Spezifikation geändert hat, und neuere Telefone zunehmend uralte SIM-Karten nicht mehr lesen können. In solchen Fällen tauscht die Telekom die SIM-Karte problemlos aus.
Nach dem Wechsel der SIM-Karte muss man unter
Einstellungen / Telefon / SIM-PIN
die PIN der neuen Karte eingeben.
Danach einige Sekunden warten, und endlich waren Empfangsbalken zu sehen.
SMS-Versand und SMS-Empfang funktionieren nicht
Ein weiteres Problem, das aber durch T-Mobile schnell gelöst wurde. Es kann immer nur eine der MultiSIM-Karten SMS senden und empfangen. Man kann aber jederzeit ändern, welche Karte für SMS aktiv sein soll
- *221#
- Status abfragen, man bekommt die Information augenblicklich auf dem Display angezeigt.
- *222#
- Das Handy mit dieser SIM für den SMS-Versand und -Empfang aktivieren.
Lösungsversuche für die Fehlermeldung "OutlookSyncClient.exe - Fehler in Anwendung"
Die Synchronisation war nur teilweise von Erfolg gekrönt, weder die Kontaktdaten noch die Kalendereinträge aus Outlook 2003 unter Windows wurden übertragen, stattdessen hagelte es Fehlermeldungen mit dem Titel „OutlookSyncClient.exe - Fehler in Anwendung“.
Beim Synchronisieren des iPhones über iTunes mit Outlook 2003 unter Windows erscheint wiederholt und bei jedem Versuch folgende Fehlermeldung:
Die Anweisung "0x7c96afb2" verweist auf Speicher in "0x00000014". Der Vorgang
"written" konnte nicht auf dem Speicher durchgeführt werden.
Klicken Sie auf "OK" um das Programm zu beenden.
Klicken Sie auf "Abbrechen", um das Programm zu debuggen.
und
und
Das Programm stammt von Apple und wurde im Rahmen von iTunes mitinstalliert. Es fand sich bei mir in folgendem Pfad:
Eine aktuellere Version gibt es bis dato nicht, bei manchen anderen funktioniert die Synchronisation aber angeblich auch unter Windows mit Outloook 2003. Was ist also anders hier? Auf den Apple-Support braucht man hier wohl nicht hoffen, der ist aktuell meist überlastet. Zumindest hatte ich nach fast 10 Warteminuten keine Lust mehr dem Warteschleife-Gedudel zuzuhören.
Meine Lösungsversuche:
DEP deaktivieren:
- Karteireiter "Erweitert"
- Box "Systemleistung" / Knopf "Einstellungen"
- Karteireiter "Datenausführungsverhinderung"
- Knopf „Hinzufügen“, Auswahl von
C:\Programme\Gemeinsame Dateien\Apple\Mobile Device Support\bin\OutlookSyncClient.exeund „Öffnen“ anklicken.
Resultat: keine Änderung
Reset Sync History
Interessant schien zunächst dieser Artikel:
"Mingling data" error message syncing calendar events with iPod touch or iPhone
Doch geht es dort um Einträge im iPhone, die Outlook verwirren,
doch in meinem Fall waren im iPhone ja noch keine Daten gespeichert.
Wenig hilfreich sind auch die Vorschläge von Apple,
die im Prinzip darauf hinauslaufen, nach und nach
alle Kontakte und Kalenderdaten zu löschen, bis es wieder geht:
iPhone und iPod touch Problembehebung:
Kontakte und Kalender über USB unter Windows synchronisieren
So bitte nicht - so schwierig kann es nicht sein, einen Sync hinzubekommen.
Ein Absturz des Sync-Programms gar ist überhaupt ein „geht-gar-nicht“.
Kalender-Synchronisation deaktivieren
Nachdem die Kalender-Synchronisation in iTunes deaktiviert wurde, wurden endlich alle Kontakte synchronisiert. Die Fehlermeldung taucht allerdings trotzdem auf.
Bisher habe ich keine Lösung für das Kalenderproblem gefunden, und die Fehlermeldung erscheint weiterhin.
GPS
Das eingebaute GPS benötigte in einem Test auf einer kurzen Strecke ca. 30 Sekunden zum Orten der exakten Position. Schon vorher konnte es das Gebiet eingrenzen über die WLAN- oder Funkmast-Ortung. Angezeigt wird diese durch einen größeren Kreis. Sobald das exakte GPS-Signal vorliegt, mutiert der Kreis zu einem dicken Punkt.
Auf der Teststrecke von 15 km wurden weniger als 1 MB an Daten hoch- und heruntergeladen.
Zur Sicherheit (vor übermäßigen Datentransfervolumen) hatte ich aber nur die reine Kartendarstellung aktiviert,
nicht die Satelliten- oder Hybrid-Ansicht. Wie sich mittlerweile zeigte, ist auch die Hybrid-Darstellung
recht datensparsam und kann bedenkenlos genutzt werden.
Der aktuelle Standort wurde immer mittig angezeigt, die Karte darunter scrollte unmerklich und fließend.
Selbst bei zügiger Fahrt und aktivierter Hybridkartendarstellung
(mit Satellitensicht unterlegte Karte wie in Google Earth)
gab es kein Ruckeln der Darstellung.
Als Navigations-Ersatz ist das iPhone 3G mit der Google-Maps-Applikation dennoch ungeeignet. Es fehlen wesentliche Features wie:
- Sprachausgabe
- Neuberechnung der Route bei Verlassen der Route
- Sperrungen von Straßen sind nicht einstellbar
- Die Karte rotiert nicht mit der Fahrtrichtung
Als spontane Behelfslösung zwar besser als gar keine Karte, aber selbst ein Billig-Navi für 99 € bietet mehr. Ein wirklich geniales Feature ist aber die Hybrid-Darstellung mit dem Satelliten-Bild, gerade im Fußgängerbetrieb besser als jede Karte. Hervorzuheben ist auch die Software Exposure , die zum aktuellen Ort geocodierte Fotos von Flickr anzeigt.
Weitere Mängel
Auch ein exzellentes Gerät ist niemals perfekt. Einige Wünsche wären aber mit realistischem Aufwand erfüllbar:
- Object Exchange per Bluetooth - um Visitenkarten drahtlos zu übertragen statt Papierschnipsel zu tauschen
- MMS dagegen habe ich niemals genutzt, E-Mails sind um Faktoren vorzuziehen - auch preislich.
- Der Aufruf der Kontaktliste sollte „instant“ erfolgen, ohne Gedenksekunden
- Flash im iPhone ist für mich verzichtbar - es würde nur Akkulaufzeit kosten, um Werbung zu animieren.
- Die Kamera ist offensichtlich videofähig, aber man kann keine Videos erzeugen - schade.
- Ein SD-Slot wäre absolut traumhaft - den hatte schon mein uralter MDA-II.
- Mehr Megapixel für die Kamera dagegen sind unnötig - ein Fixfocus kann von mehr Pixeln nur wenig profitieren, die Optik ist meist der Schwachpunkt
- Das von Manchen geforderte Bluetooth-Profil zur Stereo-Audioübertragung A2DP vermisse ich nicht: Ich habe dafür geeignete Kopfhörer, aber dort ist der Akku immer leer, und der Tragekomfort ist zu gering, so dass sie nie genutzt werden.
- Toll dagegen wäre es, wenn man noch längere Intervalle als maximal eine Stunde für die Abholung von Mails einstellen könnte, alle vier Stunden wäre für mich ideal. Beim Aufruf der eingebauten Mail-Applikation werden die Mails jedesmal abgeholt. Sobald unser Exchange-Server aktualisiert ist und dadurch E-Mails aufs iPhone „pushen“ kann, ist das aber sowieso Vergangenheit.
- Die UMTS-Funkversorgung Inland für T-Mobile sollte noch ausgebaut werden - zuhause z.B. gibt es nur Edge, obwohl dort laut Karte UMTS verfügbar sein sollte - das gibt es dort zwar auch, aber nur von Vodafone.
Daneben gibt es natürlich noch endlos weiteres Verbesserungspotenzial, das aber teilweise durch einige Anwendungen aus dem AppStore entschärft wird.
Fazit
Es bleibt zu hoffen, dass die Synchronisations-Schwierigkeiten noch von Seiten Apples behoben werden. Selbst ein Pocket-PC (PPC) mit Windows Mobile kann hier Probleme machen, z.B. doppelte Geburtstagseinträge verursachen, oder Einträge verlieren oder doppeln. So schwer kann es doch eigentlich nicht sein, ein paar Felder problemlos abzugleichen, sollte man meinen.
Ausgereifte Navigations-Anwendungen stehen angeblich schon bereit. Sobald Apple noch „komplizierte Probleme“ mit dem GPS behoben hat, könnten über den AppStore vollwertige Navigationslösungen gekauft werden.
Danach könnte endlich mein damals heißgeliebter und nun nur noch herumfliegender MDA-II in Rente gehen,
der aktuell sein Gnadenbrot als Navigationsgerät mit
TomTom
fristet.
Schon überflüssig geworden ist der Apple iPod touch,
den ich bis dato nutzte, weil ich beim alten iPhone noch unsicher mit dem Kauf war.
Denn trotz der geschilderten Probleme ist klar:
Das iPhone 3G wird mir ein ständiger und wertvoller Begleiter sein.
Die bedeutende Innovation am iPhone ist, dass es das Überall-Internet Wirklichkeit werden lässt.
Es gab zwar schon vorher mobile Internetgeräte, aber erst mit der überragend eleganten Bedienbarkeit und Rasanz des iPhone
und den dazugehörigen Daten-Pauschalangeboten
wird es bequem und preis-wert nutzbar.
Man kann damit „mal eben“ …
- eine E-Mail mit aktuell geschossenem Foto versenden
- die Eintrittszeiten vom Museum nachgeschlagen
- die Abfahrtszeiten der S-Bahn checken
- die Aktienkurse kontrollieren
- zur Ablenkung ein kleines Spielchen wagen
- unterwegs Internetradio hören
- den gerade im Radio oder sonstwie gehörten Song erkennen lassen und ihn danach bei iTunes kaufen
- das nächstgelegene Freibad suchen und sich den Weg dorthin anzeigen lassen
- einen Fortbildungs-Podcast anschauen
- den Wetterbericht hören
- die Satelliten-Sicht aufs Haus nebenan einsehen
- Interessante Fotos aus der Gegend sichten
All das wird schnell Gewohnheit. Ohne iPhone fühle ich mich mittlerweile in eine Art graue Steinzeit zurückversetzt.